Manuelle Lymphdrainage

Manuelle Lymphdrainage


Die manuelle Lymphdrainage ist eine spezielle Behandlungsform der Physiotherapie. Sie dient zur Entstauung des Gewebes bei Schwellungen oder Lymphödemen. Eine spezielle Grifftechnik hilft den Lymphabfluss zu verbessern und einen evtl. unterbrochenen Lymphabfluss z.B. nach Operationen, wieder herzustellen oder Umgehungen zu bahnen. Durch die spezielle Behandlungstechnik der Lymphdrainage wird eine länger andauernde Lymphabflussleistung der Lymphbahnen erreicht, die bei intensiver und häufiger Anwendung über mehrere Wochen gesteigert bleiben kann. Bei Lymphödemen sollte im Anschluss an die Behandlung immer eine spezielle Bandagierung oder eine Kompressionsbestrumpfung erfolgen, um das zurückfließen der drainierten Flüssigkeit zu verhindern.


Darüber hinaus hilft die Lymphdrainage sehr gut bei der Entgiftung des Körpers, da der Abtransport von Zelltrümmern, Blutergüssen und Stoffwechselschlacken stark angeregt wird.


Die Indikationen der Manuellen Lymphdrainage sind sehr vielfältig, denn sie greift mit ihrer Wirkung in völlig unterschiedliche physiologische Funktionen des menschlichen Körpers ein. Sie stellt eine Alternative oder wesentliche Ergänzung zu bisherigen Therapien aus dem großen Katalog der physikalischen Therapie dar.

Indikationen:


1) An erster Stelle stehen umfangreiche Lymphödeme der Extremitäten (Armen und Beinen). Das können primäre oder sekundäre Lymphödeme sein, wie sie z.B. nach Ablatio mammae mit Entfernung der axillären Lymphknoten, nach Strahlenschädigung der axillären oder inguinalen Lymphknoten oder der iliakalen oder lumbalen Lymphbahnen auftreten. Wenn auch die Manuelle Lymphdrainage nur in wenigen Fällen zu völlige Ödemfreiheit führt, so schafft sie es doch, durch die Verringerung des Ödemausmaßes, das Allgemeinbefinden deutlich zu verbessern. Die Kombination von ML, Kompressionsverband und Bewegungstherapie führt zu einer optimalen Ödemreduktion.


2) Eine große Indikationsgruppe stellen die traumatischen Schädigungen: Hämatome, Distorsionen, Muskelfaserrisse, Behandlung nach Luxationen und Frakturen dar.


2a) Hämatombehandlung und Nachbehandlung bei Frakturen geben umfangreiche Anwendungsmöglichkeiten für die Manuelle Lymphdrainage. Bei Hämatomen muss die Behandlung möglichst frühzeitig nach Blutungsstillstand einsetzen, bevor das Hämatom einen Fibrin- und Leukocytenwall gebildet hat. Auch großflächige Hämatome lassen sich mit wenigen, aber langen Behandlungen völlig abdrainieren.


2b) Bei Distorsionen und nach Luxationen wird bei der ML-Therapie auch ihre schmerzlindernde Wirkung ausgenützt. Hier wird die Hämatombehandlung mit isometrischen Spannungsübungen verbunden. Aktive Spannungsübungen und eine elastische Bandage ergänzen die Behandlung.


2c) Die ML verkürzt beim Muskelfaserriss die Heilungsdauer ganz wesentlich.


2d) Bei Frakturen kann das Hämatom bereits vor Versorgung mit Spaltgips, sowie im Spaltgips behandelt werden, so dass der Gehgips bald angelegt werden kann.


3) Die Sudecksche Dystrophie ist in allen Stadien eine wichtige Indikation für die Manuelle Lymphdrainage. Hier spielt neben der Entödematisierung die schmerzlindernde Wirkung der ML eine große Rolle. Dadurch werden relativ bald passive und aktive Bewegungsübungen möglich.


4) Die Narbenbehandlung hat einen wichtigen Stellenwert. HUTZSCHENREUTER bewies in einer Untersuchung, daß die Behandlung mit ML eine bessere Wundheilung mit einer guten Narbenbildung bewirkt. Bei einer bereits bestehenden Narbe wird eine Wiederherstellung des gestörten Lymphabflusses erzielt. Wenn Operationsnarben Lymphbahnen unterbrechen und sich dort lokale Ödeme bilden, lassen sich diese abdrainieren, da die Verbindung der unterbrochenen Lymphbahnen wiederhergestellt ist. Ebenso gute Ergebnisse kann man bei großflächigen Narben, z.B. nach Verbrennungen, erzielen. Hyperkeratotische Narben verlieren Juckreiz und Rötung und werden weich. Oft werden durch die Behandlung operative Narbenkorrekturen überflüssig. Allerdings ist die Narbenbehandlung zeitaufwendig. Besonders bewährt hat sich die Manuelle Lymphdrainage auch nach kosmetischen Operationen.


5) Viele Indikationen bieten die Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.  Hier bieten sich die rheumatischen Gelenkserkrankungen ebenso wie der Morbus Bechterew zur Behandlung an. Durch die schmerzlindernde Wirkung sowie durch die Entödematisierung kann eine bessere Beweglichkeit erzielt werden.


6) Die Arthrosen sind für die ML-Therapie sehr gut geeignet. Hier kann, je nach Ödemumfang, mit Wärmeanwendung kombiniert werden. Die Therapiegriffe der Manuellen Lymphdrainage werden bei diesen Krankheitsbildern in Kombination mit Bewegungstherapie eingesetzt.


7) Die Krankheiten der Gruppe des Weichteilrheumatismus (wie Tendinitis, Tendoperiostitis, Tendovaginitis, Bursitis, Periarthritis, Periarthrosen, Carpaltunnelsyndrom) zeichnen sich durch gute Behandlungsergebnisse bei relativ langer Einzelbehandlungszeit aus.


8) Auch lokale Ödemen im Kopf-und Gehirnbereich können durch ML sehr gut behandelt werden. Durch Lymphdrainage ist eine cerebrale Entstauung möglich. Auf diesem Wege lassen sich Gehirnerschütterung, Schlaganfall, Kopfschmerz und Migräne günstig beeinflussen.


9) Ödematöse Veränderungen beim postthrombotischen Syndrom können ebenso abdrainiert werden, wie auch offenen Beinen (Unterschenkelgeschwüre) verschiedener Genese (venös und diabetisch) durch ML zur Abheilung gebracht werden.


10) Es gibt noch eine Reihe anderer Indikationen, die auf neueren Erfahrungen mit der ML beruhen, als Beispiel seien genannt: Mastodynie, die sogenannte „Cellulitis", Fibromyalgie, Sklerodermie. Die Manuelle Lymphdrainage kommt aber auch den Gesunden zugute. Schon längst wissen Frauen die ML-Therapie bei Schwellungen der Beine und zur Vorbeugung von Krampfadern und Besenreisern während der Schwangerschaft zu schätzen! Im Wochenbett unterstützt die ML die Laktation der Brust nach Geburt eines Kindes

Kontraindikationen:


Trotz dieser so vielseitigen Indikationsmöglichkeiten für Manuelle Lymphdrainage gibt es klar umrissene Kontraindikationen.

Akute Infektionen sind für die ML-Therapie nicht geeignet.

Jede akute Thrombose mit Emboliegefahr stellt eine absolute Kontraindikation dar. Außerdem gibt es Krankheitsbilder, bei denen wir Vorsichtsmaßnahmen beachten müssen, z. B.

  • bei Ödemen, die infolge einer Carcinomtherapie entstanden sind; 
  • bei Schilddrüsenfunktionsstörungen;
  • chronischen Entzündungen; 
  • Asthma bronchiale; 
  • Hypotonie 
  • Bei Ödemen, die durch cardiale Dekompensation entstanden sind, soll nicht manuell abdrainiert werden, da es sonst zu schweren cardialen Dekompensationserscheinungen kommen kann.


Vodder hat uns mit seiner Manuellen Lymphdrainage eine wertvolle Therapie in die Hand gegeben. Es liegt nun an uns, sie zum Segen der Menschen einzusetzen.